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Wenn sich Berührung gut anfühlt – ist es noch lange keine Liebe

Warum wir gute Gefühle oft mit romantischer Liebe verwechseln – und was das für Berührungsberufe bedeutet

Stell dir vor, jemand legt dir achtsam die Hand auf die Schulter. Vielleicht während einer Massage, einer Behandlung, beim Haarewaschen. Du spürst Wärme, Nähe, Entspannung – vielleicht sogar Geborgenheit.

Und dann passiert es:
Ein Teil von dir denkt plötzlich… „Wow – da ist mehr. Vielleicht ist das Liebe?“

Diese Erfahrung ist gar nicht so selten.
Gerade in einer Welt, in der viele Menschen Berührung nur noch selten erleben – oder sie in Partnerschaft, Sexualität oder Pflege kontextualisiert wird – können achtsame, respektvolle Berührungen tief wirken.

Doch: Gute Gefühle sind nicht automatisch romantische Liebe.


Warum wir Berührung oft mit „mehr“ verwechseln

Unsere Haut ist unser größtes Sinnesorgan – und ein unglaublich sensibles System.
Schon als Babys lernen wir: Berührung = Sicherheit = Liebe.
Und dieser Mechanismus bleibt tief in uns gespeichert.

In Momenten, in denen wir uns berührt fühlen – körperlich wie emotional – kann das alte Bindungssystem anspringen. Besonders, wenn es lange unberührt blieb.

Was dabei oft passiert:
Menschen erleben das erste Mal seit Langem, dass sie gesehen, gehalten, respektiert werden. Ohne Bewertung. Ohne Erwartung.
Und das Gehirn sucht eine Erklärung: „Fühlt sich so nicht Liebe an?“

Die Antwort ist: Ja – aber nicht die romantische, sondern die menschliche, nährende.
Eine, die wir dringend brauchen, aber oft missverstehen.


Wenn Klienten Gefühle entwickeln…

Berührungsberufe wie Physiotherapie, Massage, Körperarbeit, aber auch Friseure oder Kosmetiker erleben dieses Phänomen regelmäßig.
Menschen „verlieben“ sich – nicht unbedingt in die Person, sondern in das Gefühl, das die Begegnung in ihnen auslöst.

Was folgt, ist nicht selten ein Balanceakt:
Professionelle, die Nähe geben, ohne zu vereinnahmen.
Die Klarheit wahren müssen – auch wenn es sich für ihr Gegenüber nach mehr anfühlt.
Und die oft mit unausgesprochenen romantischen Fantasien konfrontiert sind, die nichts mit der Realität zu tun haben.


Was hilft?

Für beide Seiten ist es heilsam, zu erkennen:

  • Berührung darf gut tun, ohne romantisch zu sein.
  • Nähe ist ein menschliches Grundbedürfnis – kein Zeichen von Verliebtheit.
  • Gute Gefühle entstehen auch, wenn wir uns sicher, respektiert und gehalten fühlen – nicht nur durch Liebe.

Und:
Professionelle Berührung kann heilend wirken – aber sie ersetzt keine Beziehung.


Es ist wichtig, darüber zu sprechen – offen, ohne Scham, ohne Bewertung.


Fazit:

Wenn du beim nächsten Friseurbesuch Gänsehaut bekommst oder dich nach einer Massage tief berührt fühlst:
Halte einen Moment inne.
Atme.
Erkenne das Gefühl – und benenne es neu: Verbindung. Sicherheit. Vertrauen. Nicht Liebe.

Denn oft ist es genau das, was uns fehlt. Und das darf sein – ohne Missverständnisse.


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Wie du Nähe zulassen kannst, ohne dich selbst zu verlieren.
Wie du gute Gefühle genießen kannst – ohne sie falsch zu deuten.
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